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Antlaßpfinsta oder Oapfinsta - der Gründonnerstag


Bezeichnungen wie der Antlaßpfinsta oder Oapfinsta sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Heute spricht man in aller Regel vom Gründonnerstag. Im alten Volksglauben schrieb man diesem Tag eine große Bedeutung zu, was man an den überlieferten Bräuchen gut erkennen kann. Die Bezeichnung Gründonnerstag kommt aber nicht etwa von der Farbe Grün, sondern von dem alten Wort "greinen". Das unterstreicht die Trauerstimmung dieses Tages, da mit diesem Tag das Leiden des Herrn beginnt.

 

Das Ratschen

Der Gründonnerstag fällt in die Karwoche, die auch "die stille Woche" genannt wird. In dieser Woche werden die Kirchenglocken nicht geläutet, man sagte: "Die Glocken fliegen nach Rom!" Außerdem wurde die zur verrichtende Arbeit auf das Nötigste begrenzt. Vielmehr übte man sich in Andacht.  Ein Höhepunkt, vor allem für die Burschen, war um Zwölf Uhr mittags das Ratschen. Hierzu zogen die Burschen mit großen Ratschen aus Holz durch den Ort. So wusste man trotzdem, welche Stunde geschlagen hat und konnte auch nicht vergessen, wann es Zeit war um zum Gottesdienst zu gehen. Dabei sagten die Burschen zum Beispiel folgenden Spruch auf:

 

Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß,

Daß die Leut' wissen, daß man beten muß!

Kniat's nieder, kniat's nieder auf enkare Knia, 

Bet's drei Vaterunser und drei Ave Maria.

Gelobt sei Jesus Christus.

Es hat jetzt zwölfe g'schlag'n!

 

Gründonnerstag als Glückstag - Speispfinsta

Nach dem alten römischen Glauben war der Gründonnerstag dem Gott Donar als besonderer Glückstag geweiht. Damit einem das Glück auch zu Teil wurde, vollzog man eine Reihe von Ritualen.

  • Man glaubte durch das Essen von etwas Grünem erlange man Gesundheit für das ganze Jahr. Gerne wurde dafür eine spezielle Kräutlsuppe gekocht, die aus neun verschieden Kräutern bestand (Brennnessel, Brunnkresse, Erdbeerblätter, Gänseblümchen, Gundermann, Kuhblume, Rapunzel, Sauerampfer und Schafgabe).
  • Der Bauer säte an diesem Tag Weizen und Gerste auf den Feldern aus. Die Frauen legten ihr Hausgartl an. 
  • Gegen Halsweh und Zahnweh trank man aus dem Brunnen um den Schutz der Quellgeister zu erhalten.
  • Durch das Essen von Salz erlangte man Schutz vor inneren Leiden.
  • Wer Wasser sparte sorgte dafür, dass Haus und Hof übers Jahr von Unwetter verschont bleiben.

Antlaßtag

An diesem Tag können Büßer aus der Kirchenstrafe entlassen werden und sich von den Sünden reinwaschen. Das geht zurück auf das letze Abendmahl, das am Gründonnerstag stattgefunden hatte. Hier hat Jesus an seinen Jüngern die Fußwaschung vorgenommen. In Vergessenheit geriet auch die Bezeichnung "Männerbeichttag".

 

Oapfinsta

Eiern, die von den Hühnern in der Nacht auf den Gründonnerstag gelegt wurden, sprach man eine große Kraft zu. Diese Eier durfte man nicht mit den bloßen Händen anfassen, um ihnen nichts von ihrer Kraft zu nehmen. Diese Eier legte man in den Stall und auf die Türschwellen, das sollte Haus und Hof vor Blitzschlag, Feuer  und Krankheiten bewahren. Außerdem glaubte man, dass diese Eier nicht verfaulen würden, so wurden sie zum Beispiel auch aufgehoben um sie bei der Ernte in die erste Garbe zu stecken, womit man die Ernte vor Mäusefraß schützen konnte.